SWEET EDGE am ElCom-Forum 2025
Neue Erkenntnisse zur Strommarktintegration Schweiz–EU
Mehr als 200 Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik kamen am ElCom-Forum 2025 in Pratteln zusammen, um über eines der zentralen Themen der Schweizer Energiezukunft zu diskutieren: das mögliche Stromabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Unter den eingeladenen Expertinnen war Prof. Evelina Trutnevyte, Koordinatorin von SWEET EDGE und Professorin an der Universität Genf, die neue Forschungsergebnisse zur europäischen Strommarktintegration und zu Schweizer Erneuerbaren-Szenarien präsentierte.
Warum Marktintegration entscheidend ist — und was das für die Schweiz bedeutet
In ihrem Vortrag «Integration des europäischen Strommarktes» zeigte Prof. Trutnevyte, wie Europa auf einen sehr hohen Anteil erneuerbarer Stromerzeugung zusteuert, insbesondere bei Solar-PV und Onshore-Windenergie. Sie betonte, dass Marktintegration zentral ist, um ein kosteneffizientes, robustes Stromsystem zu gewährleisten.
Eine wichtige Kernaussage: "Isolierte Stromsysteme verursachen signifikant höhere Gesamtkosten, besonders in einem erneuerbaren Stromsystem.
Modellvergleiche zeigen, dass nationale Isolation die Kosten um bis zu 69 % erhöhen kann".
Für die Schweiz bedeutet dies: Begrenzter Marktzugang erhöht Systemkosten, Strompreise und senkt die effiziente Nutzung von Wasserkraft und Speichern, während die Nettoimporte — insbesondere im Sommer — steigen.
Wie SWEET EDGE Forschung zu einem besseren Verständnis beiträgt
Das Forum bot eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen Verwaltung, Industrie und Forschung. Prof. Trutnevyte stellte die Ergebnisse der SWEET EDGE Renewable Energy Outlooks vor, die verschiedene Transformationspfade für das Schweizer Stromsystem analysieren:
- Renewable Energy Outlook I (2024): 17–35 TWh neue erneuerbare Stromproduktion bis 2035.
- Renewable Energy Outlook II (2025): 45-TWh-Ziel für 2050 sowie ein 5-TWh-Winterimportziel — jeweils mit und ohne Einschränkungen der europäischen Marktintegration.
- Renewable Energy Outlook III (2026): Laufende Analyse eines hoch erneuerbaren Schweizer Systems im europäischen Kontext, inklusive zentraler und dezentraler Entwicklungen sowie Atomkraft.
Eine übergreifende Erkenntnis: "Die Schweiz profitiert wirtschaftlich und betrieblich von einer starken Integration in den europäischen Strommarkt."
Technische und gesellschaftliche Herausforderungen
Neben technischen Ergebnissen wies Prof. Trutnevyte darauf hin, dass die öffentliche Akzeptanz von Stromimporten nach wie vor sehr gering ist.
Studien mit informierten Bürgergremien zeigen jedoch, dass transparente Informationen die Bewertung von Energieoptionen deutlich verbessern können.
Ein hochkarätiger Austausch für die Schweizer Energiezukunft
Zu den weiteren Referierenden gehörten: Werner Luginbühl; Zbyněk Boldiš (Präsident, ENTSO-E); Yves Zumwald (CEO, Swissgrid); Dr. Tobias Bringmann (VKU Baden-Württemberg); Tobias Andrist (CEO, EBL); und Urs Meister.
Sie diskutierten u. a. Versorgungssicherheit, Netzausbau und die Rolle der Schweiz im europäischen Strombinnenmarkt.
Ausblick
SWEET EDGE freut sich, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu dieser wichtigen nationalen Debatte beizutragen. Der Beitrag von Prof. Trutnevyte unterstreicht den Anspruch des Konsortiums, fundierte Analysen für die Schweizer Energiewende bereitzustellen.